Kantate

Kantate
Lied

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Kan|ta|te [kan'ta:tə], die; -, -n:
Gesangstück für Einzelstimmen, Chor und begleitendes Orchester:
eine Kantate von Bach singen.
Syn.: Gesang, Lied.
Zus.: Chorkantate, Kirchenkantate.

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Kan|ta|te1 〈f. 19; Mus.〉 mehrsätziges Gesangstück für Solo u. (od.) Chor mit Instrumentalbegleitung [<ital. u. mlat. cantata „Gesangstück“; zu ital., lat. cantare „singen“; verwandt mit Kantor]
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Kan|ta|te2 〈ohne Artikel〉 vierter Sonntag nach Ostern [nach dem Beginn des Introitus: Cantate „Singet“ (Psalm 97); → Kantor]

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1Kan|ta|te , die; -, -n [ital. cantata, zu: cantare < lat. cantare = singen]:
Gesangsstück für Einzelstimmen u. Chor, das von einem [kleinen] Orchester begleitet wird:
Bachs geistliche und weltliche -n;
eine K. singen;
in einer K. mitwirken, mitsingen, mitspielen.
2Kan|ta|te <o. Art.; indekl.> [lat. cantate = singet! (nach dem ersten Wort des Eingangsverses der Liturgie des Sonntags, Ps. 98, 1)] (ev. Kirche):
vierter Sonntag nach Ostern:
das Evangelium zum Sonntag K.

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Kantate
 
[italienisch cantata, zu lateinisch cantare »singen«] die, -/-n,  
 1) Cantate [lateinisch »singet (dem Herrn ein neues Lied)«], in den evangelischen Kirchen der nach dem ersten Wort des Introitus (Psalm 98, 1) benannte vierte Sonntag nach Ostern (Sonntag Kantate); in der katholischen Kirche der fünfte Sonntag der Osterzeit.
 
 2) Musik: ein aus Chorsätzen und Einzelgesängen, Duetten, Terzetten usw. bestehendes größeres Gesangswerk mit Instrumentalbegleitung. Die ersten Kantaten entstanden nach 1600 in Italien. Sie enthielten mehrere Rezitative und ariose Sätze für Sologesang, die durch einen gleich bleibenden Bass (»Basso ostinato«) oder durch eine kehrreimartig sich wiederholende Melodie (Rondokantate) eine gewisse Geschlossenheit der Anlage erhielten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts bestand die Kantate gewöhnlich aus zwei Arien meist gegensätzlicher Art, eingeleitet von Rezitativen, die durch eine Rahmenerzählung die lyrischen Partien begründen. Neben der Solokantate entstand unter dem Einfluss des konzertierenden Madrigals das Kammerduett (zwei Singstimmen mit Bass), das vokale Gegenstück zur Triosonate. Die italienischen Hauptmeister der Kantate waren L. Rossi, G. Carissimi, M. A. Cesti, A. Stradella und A. Scarlatti. Während die italienische Kantate eine weltliche Gattung war (Kammerkantate, »Cantata da camera«), die nur gelegentlich, mit geistlichem Text (»Cantata da chiesa«), im Gottesdienst Verwendung fand, entstand in Deutschland um 1700 die eigentliche Kirchenkantate. Kirchenlieddichter wie E. Neumeister und S. Franck schrieben in Anlehnung an das Vorbild der italienischen Kantate ganze Jahrgänge von Evangelienumdichtungen, die weite Verbreitung und häufige Vertonung erfuhren. Neben Rezitativ- und Arientexten enthielten sie Bibelworte und eingestreute Choralstrophen. Gewöhnlich ist der Aufbau der Kantate folgender: Eingangschor - Rezitativ - Arie - Rezitativ - Arie - Schlusschoral; doch wird diese Grundgestalt häufig variiert und erweitert. Kennzeichen der deutschen Kirchenkantate sind ein starkes Einbeziehen von Instrumenten, besonders im Eingangschor (Streicher, Holzbläser, bei festlichen Anlässen Trompeten und Pauken), sowie von einem oder mehreren obligaten Instrumenten bei den Arien.
 
J. S. Bach, der als der bedeutendste Meister der Kantate gilt, schuf neben zahlreichen weltlichen Kantaten mehrere vollständige Kantatenjahrgänge für alle Sonn- und Festtage des Kirchenjahres, von denen etwa 200 Kantaten erhalten sind. Neben ihm sind G. Böhm, J. P. und J. Krieger, R. Keiser, J. Mattheson, P. Zachau, G. F. Händel, G. P. Telemann, J. C. Graupner bedeutende Meister der Kantate. Nach Bachs Tod geriet die Kirchenkantate allmählich in Verfall, während die weltliche Kantate fortbestand. Im 20. Jahrhundert erfolgte, teils aus historisierenden Tendenzen, eine Wiederbelebung der Kantate als Kirchenkantate (u. a. K. Marx, H. F. Micheelsen, H. Distler), als Volksliedkantate (u. a. H. Spitta, K. Thomas, C. Bresgen). Einen besonderen Stellenwert nimmt die Kantate in der Neuen Musik als Ausdrucksform religiöser, philosophischer oder humanitärer Gehalte ein (u. a. bei H. Eisler, P. Boulez, B. A. Zimmermann, H. W. Henze, D. Milhaud).
 
 
Eugen Schmitz: Gesch. der K. u. des geistl. Konzerts (1914, Nachdr. 1966);
 R. Jakoby: Die K. (1968);
 W. Konold: Weltl. K. im 20. Jh. (1975);
 A. Dürr: Die K. von J. S. Bach, 2 Bde. (31979).
 

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1Kan|ta|te, die; -, -n [ital. cantata, zu: cantare < lat. cantare = singen]: Gesangsstück für Einzelstimmen u. Chor, das von einem [kleinen] Orchester begleitet wird: Bachs geistliche und weltliche -n; eine K. singen; in einer K. mitwirken, mitsingen, mitspielen.
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2Kan|ta|te <o. Art.; indekl.> [lat. cantate = singet! (nach dem ersten Wort des Eingangsverses der Liturgie des Sonntags, Ps. 98, 1)] (ev. Kirche): vierter Sonntag nach Ostern: das Evangelium zum Sonntag K.

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Kantate — Kan|ta|te1 〈f.; Gen.: , Pl.: n; Musik〉 mehrsätziges Gesangsstück für Solo u. (od.) Chor mit Instrumentalbegleitung; oV ) [Etym.: <ital. u. mlat. cantata »Gesangsstück«; zu cantare »singen«]   Kan|ta|te2 〈ohne Artikel; Rel.〉 der 4. Sonntag nach …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

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